Hüftgelenksdysplasie

Hüftdysplasie bei Kindern

Was ist eine Hüftgelenksdysplasie?

 

Die Hüftdysplasie ist eine Erkrankung bzw. Fehlbildung der Hüfte, bei der die Hüftgelenke eines Kindes nicht richtig entwickelt sind. Sie wird auch als „angeborene Hüftluxation“ oder „angeborene Hüftgelenksdysplasie“ bezeichnet. Bei gesunden Hüftgelenken passen der Oberschenkelknochenkopf und die Hüftpfanne gut zusammen, was eine reibungslose Bewegung ermöglicht. Bei Hüftdysplasie hingegen kann die Hüftpfanne zu flach sein, wodurch der Oberschenkelknochenkopf nicht richtig in die Pfanne passt.

 

Die Bedeutung der Hüftdysplasie bei Kindern liegt in den potenziellen langfristigen Auswirkungen auf die Hüftfunktion und die körperliche Entwicklung. Wenn die Hüftdysplasie unbehandelt bleibt, kann dies zu schwerwiegenden Problemen führen, wie beispielsweise einer dauerhaften Einschränkung der Beweglichkeit, einer abnormalen Hüftentwicklung und Hüftluxation.

Frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden. Wenn Hüftdysplasie frühzeitig erkannt wird, kann sie in der Regel erfolgreich behandelt werden, insbesondere bei Säuglingen. Die richtige Behandlung kann dazu beitragen, die Hüftgelenke zu stabilisieren und eine normale Entwicklung und Funktion wiederherzustellen.

 

Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über das Krankheitsbild der Hüftgelenksdysplasie, dessen Symptome , Diagnose und mögliche Behandlungsformen.

Anatomie der Hüfte – Wie ist das Hüftgelenk aufgebaut?

Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk, das aus dem Oberschenkelknochen (Femur) und der Hüftpfanne (Acetabulum) des Beckens besteht. Der Aufbau des Hüftgelenks ermöglicht eine große Bewegungsfreiheit und gleichzeitig eine hohe Stabilität.

Die Hüftpfanne ist eine knöcherne Vertiefung im Becken, die mit einer glatten Gelenkfläche ausgekleidet ist. Sie bildet den Teil des Hüftgelenks, der den Oberschenkelknochen aufnimmt. Die Hüftpfanne ist von einer speziellen knorpeligen Schicht, dem Gelenkknorpel, bedeckt, der für eine reibungsarme Bewegung sorgt.

Der Oberschenkelknochen hat einen kugelförmigen Kopf (Hüftkopf), der in die Hüftpfanne passt. Dieser Kopf des Oberschenkelknochens bildet den „Ball“ des Kugelgelenks. Er ist mit einer glatten Gelenkknorpelschicht überzogen, die eine reibungsarme Bewegung innerhalb der Hüftpfanne ermöglicht.

Zusätzlich zur Knochenstruktur wird das Hüftgelenk von Bändern, Muskeln und Sehnen stabilisiert. Die Bänder umgeben das Gelenk und sorgen für zusätzliche Stabilität. Die Muskeln und Sehnen, insbesondere der Hüftbeuger und Hüftstrecker, sind für die Bewegung des Hüftgelenks verantwortlich und unterstützen die Stabilität des Gelenks.

Das komplexe Zusammenspiel von Knochen, Knorpel, Bändern, Muskeln und Sehnen ermöglicht eine Vielzahl von Bewegungen im Hüftgelenk, einschließlich Beugung, Streckung, Abduktion (Abspreizen des Beins), Adduktion (Heranführen des Beins), Rotation und Kombinationen dieser Bewegungen.

Wie häufig ist Hüftdysplasie?

 

Die Häufigkeit von Hüftdysplasie kann je nach Region und Bevölkerungsgruppe variieren. Weltweit betrachtet ist Hüftdysplasie jedoch eine recht häufige Erkrankung bei Neugeborenen und Säuglingen.

Es wird geschätzt, dass etwa 1 bis 3 Prozent aller Neugeborenen eine Hüftdysplasie haben. Bei Mädchen tritt Hüftdysplasie etwa 4- bis 6-mal häufiger auf als bei Jungen. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko, an Hüftdysplasie zu erkranken, wenn in der Familie bereits Fälle von Hüftdysplasie aufgetreten sind.

Ursachen und Risikofaktoren einer Hüftgelenkdysplasie

 

Die Hüftdysplasie kann verschiedene Ursachen haben, darunter genetische Faktoren, Umweltfaktoren und bestimmte Bedingungen während der Schwangerschaft und Geburt. Oftmals handelt es sich um eine Kombination mehrerer Faktoren. Die genaue Ursache einer Hüftdysplasie ist jedoch in vielen Fällen nicht eindeutig feststellbar. Hier sind einige der häufigsten Ursachen und Risikofaktoren:

 

  1. Genetische Faktoren: Eine genetische Veranlagung kann eine Rolle spielen, da Hüftdysplasie in einigen Familien gehäuft auftritt. Es wurden bestimmte genetische Mutationen identifiziert, die mit einer erhöhten Anfälligkeit für Hüftdysplasie in Verbindung gebracht werden.
  2. Hormonelle Einflüsse: Während der Schwangerschaft beeinflussen Hormone die Entwicklung des Hüftgelenks. Hormonelle Veränderungen können zu einer Lockerung der Bänder und des Bindegewebes führen, was das Risiko einer Hüftdysplasie erhöhen kann.
  3. Fehlende Platzverhältnisse im Mutterleib: Wenn der Fötus im Mutterleib nicht ausreichend Platz hat, kann dies die normale Entwicklung des Hüftgelenks beeinträchtigen. Eine beengte Gebärmutter, Mehrlingsschwangerschaften oder eine ungünstige Lage des Fötus können solche Platzprobleme verursachen.
  4. Fehlstellungen oder Instabilitäten des Hüftgelenks: Bestimmte Faktoren, die zu einer fehlerhaften Ausrichtung oder Instabilität des Hüftgelenks führen, können die Entwicklung von Hüftdysplasie begünstigen. Dazu gehören zum Beispiel eine unzureichende Form der Hüftpfanne oder abnormale Bewegungsmuster des Gelenks.
  5. Externe Einflüsse: Externe Faktoren wie das Tragen des Babys in bestimmten Positionen (z. B. die Beine stark gestreckt) oder das Wickeln der Windeln in einer bestimmten Art und Weise können das Risiko einer Hüftdysplasie erhöhen, insbesondere bei Kindern, die bereits eine genetische Veranlagung haben.

 

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Kinder mit diesen Risikofaktoren zwangsläufig eine Hüftdysplasie entwickeln. Die genaue Ursache und Entstehung der Hüftdysplasie kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein.

Durch welche Symptome macht sich eine Hüftgelenksdysplasie bemerkbar?

 

Eine Hüftdysplasie bei Kindern kann unterschiedliche Symptome aufweisen, die je nach Alter des Kindes variieren können. Hier sind einige häufige Symptome, auf die Eltern achten sollten:

Säuglingsalter:

  • Asymmetrische Faltenbildung: Die Hautfalten an den Oberschenkeln oder Gesäßbacken können ungleichmäßig sein.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Das betroffene Bein kann weniger beweglich sein (fehlende Abspreizung) oder sich steifer anfühlen als das andere Bein.

 

Kleinkindalter:

  • Hinken oder ungewöhnlicher Gang: Das Kind kann beim Gehen hinken oder einen ungewöhnlichen Gang haben, wie z. B. ein Watschelgang.
  • Einschränkung der Beweglichkeit: Das betroffene Bein kann in der Bewegung eingeschränkt sein, insbesondere bei Dreh- und Spreizbewegungen.
  • Schmerzen oder Unbehagen: Das Kind kann Schmerzen im Hüftbereich äußern oder Anzeichen von Unbehagen zeigen.

Es ist wichtig anzumerken, dass nicht alle Kinder mit Hüftdysplasie offensichtliche Symptome zeigen. Bei einigen Kindern kann die Erkrankung asymptomatisch sein und erst bei einer ärztlichen Untersuchung festgestellt werden.

Wenn Eltern Bedenken haben oder Symptome bei ihrem Kind bemerken, sollten sie einen Arzt aufsuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und eine optimale Entwicklung des Hüftgelenks zu fördern.

Diagnose einer Hüftgelenksdysplasie

 

Die Diagnose einer Hüftdysplasie erfolgt in der Regel durch eine Kombination von klinischer Untersuchung, Bildgebung und manchmal auch Labortests. Hier sind einige gängige Diagnoseverfahren:

 

Klinische Untersuchung:

Der Arzt wird das Kind körperlich untersuchen und nach asymmetrischer Faltenbildung, eingeschränkter Beweglichkeit oder anderen Anzeichen einer Hüftdysplasie suchen. Es werden spezifische Tests durchgeführt, um die Stabilität und Ausrichtung der Hüftgelenke zu beurteilen.

 

Bildgebung – Hüftultraschall:

Bei Säuglingen ist der Ultraschall die häufigste und genaueste Methode zur Diagnose von Hüftdysplasie. Der Ultraschall ermöglicht eine exakte Beurteilung der Hüftgelenke, insbesondere der Hüftgelenkspfanne und des Oberschenkelknochenkopfes.

 

Röntgenaufnahmen:

Bei älteren Kindern können Röntgenaufnahmen verwendet werden, um die Struktur und Ausrichtung der Hüftgelenke zu beurteilen. Röntgenaufnahmen sind in der Regel erst nach dem sechsten Lebensmonat aussagekräftig, da das Hüftgelenk zuvor noch nicht ausreichend entwickelt ist.

 

Labortests:

In einigen Fällen können Labortests durchgeführt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome wie eine Hüftdysplasie verursachen können. Diese Tests sind jedoch in der Regel nicht spezifisch für die Diagnose einer Hüftdysplasie.

Die genaue Diagnose und Beurteilung der Hüftdysplasie sollte von einem spezialisierten Kinderarzt, Orthopäden oder einem pädiatrischen Orthopäden durchgeführt werden. Frühe Diagnose ist entscheidend, um eine angemessene Behandlung einzuleiten und mögliche Komplikationen zu verhindern.

Wie kann eine Hüftgelenksdysplasie behandelt werden?

 

Die Behandlung einer Hüftgelenksdysplasie hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Alters des Kindes, des Schweregrads der Dysplasie und der individuellen Situation.

 

Beobachtung und regelmäßige Kontrollen:

Bei milden Formen der Hüftgelenksdysplasie kann eine engmaschige Beobachtung und regelmäßige (sonographische) Kontrolle ausreichen. Der Arzt wird das Kind in bestimmten Abständen untersuchen, um sicherzustellen, dass sich die Hüftgelenke normal entwickeln. In einigen Fällen kann sich die Dysplasie von selbst korrigieren.

 

Konservative Behandlung

Die konservative Behandlung der Hüftgelenksdysplasie zielt darauf ab, die normale Entwicklung des Hüftgelenks zu fördern, ohne einen chirurgischen Eingriff durchzuführen. Hier sind einige konservative Maßnahmen, die in bestimmten Fällen angewendet werden können:

 

  1. Spreizhose: Bei Säuglingen mit Hüftdysplasie können spezielle Spreizhosen (z.B. Pavlikbandage), umgangssprachlich auch „Zügerl“ genannt, verwendet werden, um die Beine in einer abgespreizten Position zu halten. Dies unterstützt die korrekte Ausrichtung der Hüftgelenke und fördert die Entwicklung der Hüftpfanne. Die Anwendung und Dauer der Verwendung werden vom Arzt festgelegt und erfordern regelmäßige Überprüfungen.
  2. Hüftbeugeschienen: Ältere Babys können von Hüftbeugeschienen (z.B. Tübinger Schiene) profitieren. Diese Schienen halten die Beine in einer bestimmten Position, um das Hüftgelenk zu stabilisieren und eine normale Entwicklung zu unterstützen. Die Dauer der Schienenbehandlung variiert je nach Schweregrad der Dysplasie und individuellen Faktoren.
  3. Graduelle Reposition: In seltenen Fällen kann eine langsame Reposition der luxierten Hüften mittels Überkopfzügelung („Overhead extension“) im Rahmen eines stationären Spitalsaufenthaltes notwendig sein.
  4. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Während der konservativen Behandlung ist es wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen, um die Fortschritte zu überwachen und die Behandlungsstrategie bei Bedarf anzupassen. Der Arzt wird die Hüftentwicklung des Kindes beurteilen und die Behandlung entsprechend anpassen.

 

Die konservative Behandlung kann in milden bis moderaten Fällen von Hüftdysplasie wirksam sein. Ein reines „breites Wickeln“ des Babys hat keine wissenschaftliche Evidenz und kann daher nicht empfohlen werden. Es ist jedenfalls wichtig, dass die Behandlung unter Aufsicht eines erfahrenen Kinderorthopäden erfolgt. In einigen Fällen kann jedoch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichend sind oder die Dysplasie zu schwerwiegend ist.

Früherkennung und Vorsorge

 

Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit der Hüftgelenksdysplasie bei Kindern ist die Früherkennung und Vorsorge. Hier kommt der Mutter-Kind-Pass ins Spiel. Der Mutter-Kind-Pass ist ein wichtiges Instrument zur Überwachung der Gesundheit von Mutter und Kind während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren des Kindes.

Im Rahmen des Mutter-Kind-Passes werden regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt, bei denen auch die Hüftentwicklung des Babys überprüft wird. Eine der Untersuchungen im Mutter-Kind-Pass ist die Hüftsonografie, bei der mittels Ultraschall die Hüftgelenke auf mögliche Anomalien, wie eine Hüftgelenksdysplasie, untersucht werden.

 

Die Hüftsonografie im Rahmen des Mutter-Kind-Passes ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von Hüftdysplasie und bietet die Möglichkeit, geeignete Maßnahmen zur Behandlung oder Überwachung einzuleiten. Durch die regelmäßige Kontrolle im Mutter-Kind-Pass kann eine Hüftgelenksdysplasie frühzeitig erkannt und behandelt werden, was langfristige Komplikationen verhindern kann.

Eltern sollten daher die Untersuchungstermine im Mutter-Kind-Pass wahrnehmen und aktiv mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin über die Hüftentwicklung ihres Kindes sprechen. Eine offene Kommunikation und regelmäßige Überprüfung der Hüftgesundheit im Rahmen des Mutter-Kind-Passes tragen dazu bei, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.

Der Besuch beim Kinderorthopäden

 

Der Besuch beim Kinderarzt und Kinderorthopäden spielt eine entscheidende Rolle bei der Diagnose und Behandlung einer Hüftdysplasie. Kontaktieren Sie mich jetzt zur Terminvereinbarung!